Das Tubax
Was ist ein Tubax?
Das Tubax ist ein neuentwickeltes Kontrabass-Saxophon in Es, eine Oktave tiefer als ein Baritonsaxophon. Es wurde von Benedikt Eppelsheim aus München konstruiert und gebaut. Inzwischen baut er sogar Tubaxe in C und B, wobei letzteres praktisch ein Subkontrabass-Saxophon ist, ein Instrument, das vor 150 Jahren mal geplant war, aber nie gebaut wurde — bis jetzt.
Die Mensur
Das Tubax hat eine engere Mensur als konventionelle Kontrabass-Saxophone und benötigt somit auch weniger Luft zum Spielen. Andererseits ist dadurch auch der Ton speziell im tieferen Register nicht so voluminös wie bei einem herkömmlichen Kontrabass-Saxophon. Das wird aber leicht ausgeglichen durch die viel bessere Handhabbarkeit und Geläufigkeit der Mechanik. Der Klang ähnelt einem Baritonsaxophon, das auf seltsame Weise eine Oktave tiefer herunterkommt als man gewöhnt ist. Außerdem kann man auch in den tiefsten Lagen extrem leise spielen.
Einige Maße
Das Tubax ist nicht wie gewöhnliche Saxophone zweimal gefaltet, sondern viermal (so ähnlich wie ein Kontrafagott). Damit ist es auch nur 114 cm hoch und deshalb sehr handlich, nicht viel größer als ein Baritonsaxophon, obwohl es ein doppelt so langes Rohr hat! Das Rohr hat am unteren Ende einen Durchmesser von 10 cm, der Trichter erweitert sich auf 20 cm. Das Tubax wiegt nur 9,5 kg, wodurch man es fast im Stehen mit einem Tragegurt spielen könnte. Normal wird es aber im Sitzen gespielt und steht dann auf dem Boden mit einem Stachel.
Aussehen
Das Tubax ist sehr dunkel lackiert, so ähnlich wie alte amerikanische Saxophone, was Benedikt bevorzugt. Aber natürlich ist auch jedes andere Finish erhältlich, da jedes Tubax eine Einzelanfertigung ist. Ich habe einige sehr schöne Exemplare in seiner Werkstatt gesehen, es gibt Gravuren nach Kundenentwürfen, Versilberung sowohl mattiert als auch poliert. Die Tasten sind mit Perlmutt bedeckt, sogar die Rollen an den Kleinfingertasten sind aus Perlmutt.
Umfang
Wie bei jedem anderen Saxophon reicht der Standardumfang des Tubax vom kleinen b0 bis zum fis3. (Das Tubax hat keine tief-A Klappe.) Dafür besitzt es eine besondere Klappe um das Überblasen zu erleichtern. Man kann für Streichbaß, Kontrafagott oder Tuba geschriebene Noten spielen, einfach dadurch, daß man statt des Baßschlüssels sich einen Violinschlüssel vorstellt und die Vorzeichen entsprechend anpaßt. (3 Bs wegdenken) Dann stimmt sogar die Oktavlage! Im Endeffekt derselbe Trick, wie wenn man Cello-/Posaunen-/Fagottnoten mit dem Baritonsax spielt.
Mundstück und Blätter
Das Tubax kann man mit einem normalen Baritonsax-Mundstück spielen. Ein Metallmundstück ist eher ungeeignet, da es leicht zu scharf klingt, ein Kunststoffmundstück ist besser geeignet. Eppelsheim bietet ein Nr. 63 Zinner Mundstück an, das sehr gut zum Tubax paßt. Dazu verwende ich LaVoz Blätter, Stärke medium hard.
Oktavklappen
Eine der vielen Neuentwicklungen Benedikt Eppelsheims ist das System der 3 automatischen Oktavklappen. Da die konventionelle 2-Oktavklappen Mechanik bei größeren Saxophonen immer problematischer wird, (insbesondere das mittlere d ist mit dem Standardgriff bei Baß- und manchen Baritonsaxophonen unbrauchbar), hat Eppelsheim eine dritte Oktavklappe eingeführt, die beim mittleren cis (langer Griff), d und es aktiv wird (durch den rechten Ringfinger gesteuert). Die mittlere Oktavklappe ist dann für e bis gis zuständig, die obere für die höheren Töne wie gewohnt.
Überblasklappen
Das Tubax besitzt eine spezielle Überblasklappe, die mit dem linken Daumen bedient wird. Dadurch sprechen alle hohen Töne bis zum c4 oder d4 genauso leicht an, wie Töne des normalen Registers, ohne den Ansatz ändern zu müssen. Einige höhere Töne, wie e4 und f4, sprechen aber schwer an, weshalb ich mit Benedikt eine Lösung suchte und auch fand, die darin bestand, eine weitere Überblasklappe hinzuzufügen. Diese Klappe sitzt kurz vor dem Mundstück und wird über einen Bowdenzug (Photofernauslöser) durch den rechten Daumen betätigt. Damit können auf dem Tubax lückenlos etwa vier Oktaven gespielt werden. Darüberhinaus ist natürlich noch mehr möglich, aber die Kontrolle der höheren Töne wird immer schwieriger. Diese Tabelle führt meine Altissimo-Griffe auf.
Weitere Erfindungen
Normale Hebel sind zu schwer und zu störanfällig, um Kräfte von einem Rohr zum anderen zu übertragen. Deshalb verwendet Benedikt Schubstangen, wie bei der Verbindung zwischen den rechten Seitentasten mit den dazugehörigen Klappen deutlich wird. Die Spitzschrauben sind mit Kontermuttern arretiert um leichter nachstellbar zu sein, einige Achsen mit Madenschrauben.
Beim Entwurf der Tonlochabstände berücksichtigte er das Temperaturgefälle zwischen dem Mund des Spielers und der Umgebungstemperatur in seinen Berechnungen.
Zusammengefaßt ist Benedikt Eppelsheim sicherlich einer der innovativsten und begabtesten Holzblasinstrumentenbauer dieser Tage. Hoffentlich kann ich mit dieser Seite zu seinem Ruhm beitragen! Ich wünsche ihm hiermit alles Gute!
Bilder
Klangbeispiele
- Die Ballade von der sexuellen Hörigkeit von Kurt Weill (2 MB)
- Harlem Nocturne (2,7 MB) (zeigt Altissimobereich)
- Bourrée I aus der Cello Suite Nr. 4 von J.S. Bach (3,4 MB)
- Funky bass line (0,9 MB)
Arrangements
Links
- Benedikt Eppelsheims home page
- Contrabass mania — alle möglichen tiefen Instrumente (hauptsächlich Holzblasinstrumente)
- Jay C. Easton — spielt alle möglichen Saxophone und besitzt ein Subkontrabass-Tubax